"Schiffspresse für Könner ......"
Es war auf meinem ersten Schiff, dem kleinen Kühlschiff
"Marie Horn".
Wir waren gerade in Kapstadt eingelaufen, und sollten Fisch von einem
deutschen Trawler laden und dann nach Spanien bringen. Damals Mitte der
60er bis Anfang der 70er Jahre befanden sich etliche deutsche Heckfänger
im Südatlantik und fischten vor der Küste Südafrikas.
"King Clipp" war eine Fischart, an die ich mich gut erinnern konnte.
Der Fisch schmeckte so ähnlich wie Rotbarsch und war ganz ausgezeichnet.
Nun ja, - an unserer Pier lag damals die "Sagitta Maris" und ich beschloss
meinem Funkkollegen einen Besuch abzustatten. Schon im Gang vor der Funkstation
hörte ich, dass dort "Funkverkehr" im Gange war.
Dennoch blickte ich vorsichtig in die Funkbude rein. Dort saß
der Funker voll in Aktion, in der Schreibmaschine war das Presseformular
des "Hamburger Abendblattes" eingespannt und aus dem Empfänger kam
die Norddeich-Schiffpresse, so mit Tempo 125 - 130.
Erschrocken wollte ich wieder hinausgehen und leise die Türe wieder
zu machen, um nicht weiter zu stören. Da rief er mir zu: "Kommen Sie
ruhig rein, die Presse dauert nicht mehr lange".
Ich war ganz verblüfft, denn der "Kerl" haute weiter in die Schreibmaschine.
Nicht nur das, er fing richtig ein Gespräch mit mir an: "Sie sind
sicher der Kollege von der Marie Horn. Hatten Sie eine gute Reise und wie
war das Wetter?" Dabei sah er mich fragend an und nahm weiter blind die
Presse. Ich sah auf das Formular, dort war keine Leerzeile oder ein Fehler
zu sehen!
Als er mein ungläubiges Gesicht sah, grinste er und meinte: "Das
macht die jahrelange Praxis, das können Sie später auch einmal"
- und setzte dabei simultan die Presseaufnahme weiter fort.
Das war unglaublich und ich konnte es damals nicht fassen, und denke
heute noch mit Bewunderung an ihn zurück.
Wie mir OM Hermann später erzählte, hatte er das Funken bei
der Kriegsmarine gelernt und war während des Krieges, ich glaube,
auf einem Hilfskreuzer gefahren.
Sein Motto als Fischdampfer-Funker entsprach genau dem Stil der Marine:
" Wenig senden, aber alles hören"