"Nebel-Warnung...."

Es war so gegen Ende der 60er Jahre auf T/S "Johannes Fritzen" auf der Fahrt von Sept-Iles in Kanada nach Rotterdam, vollbeladen mit ca. 35.000 Tonnen Erz. Wir hatten Anticosti schon passiert und näherten uns Newfoundland und Nova Scotia. Ausnahmsweise stürmte es einmal nicht, - dafür hatten wir einen so dicken Nebel, dass wir nur die ersten zwei Erzluken von der Brücke aus erkennen konnten. Die vorderen Luken und das Vorschiff waren irgendwo in der grauen Suppe verschwunden. Die Sicht betrug bestenfalls 50 m.
Auf der Brücke herrschte logischerweise der "Ausnahmezustand" . Beide Radargeräte waren besetzt, dazu dröhnte das Typhon ("Schiffssirene") alle 2 Minuten mit einem Ton von 4 - 6 Sekunden Dauer. Auf den Bildschirmen der Radargeräte wurde ein starker Schiffsverkehr angezeigt. Der "Alte" (Kapitän) war schon seit Beginn des Nebels auf der Brücke, - das Schiff bewegte sich nur noch langsam mit stark reduzierter Fahrt. Kurzum, es war recht ungemütlich.
Ich saß, wie es sich gehört, im Funkraum und war mit dem üblichen Routinekram, wie Wetterberichte aufnehmen, Sammelanrufe der Küstenfunkstellen abhören, Wetterkarten zeichnen,  beschäftigt - stark gestört vom Schiffs-Typhon im Schornstein.
Plötzlich hörte ich auf 500 kHZ, der internationalen Anruf- und Notfrequenz für Telegrafiefunk auf Mittelwelle einen so lauten Abstimmton, daß mir fast die Kopfhörer vom Kopf fielen. Und schon ging es los: " TTT TTT TTT CQ DE SVZZ NX QSW 425" .
Dazu muss ich erklärend sagen, dass hier ein griechisches Schiff eine nautische Warnnachricht ankündigte, die es auf der Frequenz 425 kHz verbreiten wollte. Das Rufzeichen SVZZ ist von mir erfunden, ich kann mich natürlich heute nicht mehr an den Schiffsnamen oder das Rufzeichen entsinnen. Na, jedenfalls zog ich mit dem Empfänger auf die Frequenz nach, schon allein neugierig deshalb, weil nautische Warnnachrichten meistens von Küstenfunkstellen ausgestrahlt werden. Der Inhalt der Meldung versetzte mir dann doch einen gewaltigen Schreck:
        M/V KAPITAN PAPADOPOULOS/SVZZ  1 12 0800GMT=
        NAVIGATIONAL WARNING =
        DENSE FOG STOP POSITION AT 0745 GMT 48.31N 62.06W
        COURSE 310 DEGS STOP RADAR OUT OF ORDER SPEED
        17 KTS (!!) PLEASE KEEP SHARP LOOK OUT =
        MASTER +
Also schnell die Meldung aus der Schreibmaschine gerissen und dem "Alten" auf die Brücke gebracht. Ich habe selten gesehen, dass so schnell aus einer rosigen Gesichtsfarbe eine Leichenblässe entstehen kann...
Wortlos sauste er mit der Meldung in den Kartenraum, aus dem er nach kurzer Zeit wieder auftauchte.
Sichtlich erleichtert sagte er: "Wenn die Position stimmt, hat der Grieche uns vor 15 Minuten in etwa 2 Seemeilen Abstand passiert !"
Nicht auszudenken was passiert wäre, wenn es gekracht hätte. Noch heute läuft mir ein leichter Schauer über den Rücken, wenn ich an diese Episode denke.

Ja, schneidige Jungs waren diese griechischen Seefahrer damals. Was hat die damals bewegt, so durch den Nebel zu "brettern" ?.....