Sendefunkstelle Osterloog
Die Sendefunkstelle Osterloog befand
sich rund 11 km nordöstlich der Empfangsfunkstelle Utlandshörn
entfernt und war wichtiger Bestandteil der Küstenfunkstelle Norddeich
Radio.
Diese räumliche Trennung war
notwendig, damit bei den recht hohen Sendeleistungen der Empfangsbetrieb
nicht gestört wurde.
In den Jahren mit dem größten
Verkehrsaufkommen wurden hier 6 Kurzwellensender mit einer Leistung von
20 kW und sechs kombinierte Grenz/Kurzwellensender mit einer Leistung von
10 kW betrieben. Dazu kamen noch 5 MW-Sender, die mit einer Leistung von
5 kW strahlen konnten.
Ein
Bild aus dem Anfang der 80er Jahre. Die LP's sind noch nicht vollständig
und auch die Fächer-Antennen fehlen. |
Überragt wurde das Antennengelände
von dem 132 m hohen Antennenrohrmast, für die 500 kHz. Dieser Mast
hatte eine für diese Frequenz fast ideale Lambda/Viertel-Abstimmung.
Dazu kamen noch vier weitere ca. 65 m hohe Stahlgittermasten für die
MW-Sender, sowie neun 22 m hohe Reusenantennen, von denen auch drei für
den Grenzwellenbereich eingesetzt werden konnten.
Sechs Fächerantennen (Horizontaldipole)
und vier logarithmisch-periodische Richtstrahlantennen ergänzten den
Betrieb auf Kurzwelle.
Die notwendige Betriebsspannung von
380/220 Volt wurden von drei Transformatoren von je 600 kVA erzeugt. Bei
einem eventuellen Netzausfall konnten zwei Dieselaggregate mit einer Leistung
von je 450 kVA in Sekundenschnelle den gesamten Sendebetrieb übernehmen. |
In Osterloog waren etwa 45 Mitarbeiter
beschäftigt.
Nicht unerwähnt bleiben soll
auch die Sendefunkstelle Elmshorn vor den Toren von Hamburg. Hier konnten
bei Bedarf 14 KW-Sender von Norddeich Radio fernbedient werden.
In Sahlenburg bei Cuxhaven stand ebenfalls
eine kleine Sendefunkstelle zur Verfügung, mit zwei MW-Reservesendern
von 3 kW Leistung und zwei GW/KW-Sendern von 10 kW Leistung.
Dazu fällt mir noch eine kleine
Story ein: Gelegentlich kam es vor, dass wir Schiffe auf 500 kHZ rufen mussten,
die weiter von uns entfernt ihren Standort hatten. Um uns im Nachtdienst
Gehör zu verschaffen, griffen wir in diese Trickkiste: Wir schalteten
dann einen Sender aus Utlandshörn und Sahlenburg parallel und riefen
dann das Schiff auf 500 kHz. Bedingt durch die Verzögerung über
die Tastleitung nach Cuxhaven musste sich dieser parallele Betrieb
nicht besonders gut angehört haben. Fast immer bekamen wir dann Anrufe
von befreundeten Küstenfunkstellen, die uns auf 500 kHz sagten: "
DAN UR TX IS NOT OK MODULATION VY BAD". Wir bedankten uns dann jedes Mal
für die Info, schalteten die beiden Sender wieder frei und freuten
uns, wenn die gerufenen Schiffe sich tatsächlich meldeten...
Erwähnenswert ist vielleicht noch
die Geschichte der Funkstelle Osterloog. In den 30er Jahren wurde diese
als Rundfunksender "Bremen" errichtet, und strahlte als Propagandasender
mit einem englischsprachigem Programm im 2. Weltkrieg nach England. Nach
Ende des Krieges wurde von dort der Rundfunkbetrieb, diesmal für die
"British Liberation Army", wieder aufgenommen.
1948 wurde der Sender vom "NWDR" und
später "NDR" betrieben.
1964 wurde das Gebäude und Gelände
von der damaligen Deutschen Bundespost übernommen und nach und nach
für den Seefunkdienst umgebaut und ging erstmalig 1967 in Betrieb.
Und
so sieht es heute aus. Nichts erinnert mehr daran, dass hier 70 Jahre
lang Rundfunk
und
Seefunk gestrahlt wurden.... |
Heute erinnert nichts mehr daran,
dass von diesem Gelände jahrzehntelang "Funkgeschichte" betrieben
wurde. Die Sender wurden verkauft oder verschrottet, wenn sie Glück
hatten, landeten sie im Museum. Die Notstromaggregate wurden von den Stadtwerken
der Stadt Norden übernommen und stehen heute noch als Reserve für
Versorgungsengpässe bereit.
Das Gebäude stand bislang leer, es wird jedoch geplant einen Teil der Seehundaufzucht- und Forschungsstation Norddeich hier unterzubringen. Die
Umbauarbeiten im Inneren des Gebäudes werden demnächst beginnen. Hier soll ein Quarantänebecken für Seehunde und eine Pflegestelle für die von einer Ölpest betroffenen Seevögel
errichtet werden. Eine
weitere Nutzung dieses großen ehemaligen Antennengeländes ist zur Zeit nicht in
Sicht.
Die gesamte Antennenanlage wurde nach
und nach 1998 abgebaut, im Sommer weiden jetzt Kühe auf dem ehemaligen
Antennengelände.
Ein trauriges Bild.....
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