Zigarettenpause.....

 

Es muss so Anfangs der 80er Jahre gewesen sein. Bei Norddeich Radio herrschte noch reger
Verkehr auf Telegraphiefunk und "QRY 8" bei den Schiffen war keine Seltenheit. An einem ganz normalen Vormittag, allerdings kurz vor Ostern, bekam ich als Norddeich-Funker das
Schulschiff  "Deutschland" der deutschen Bundesmarine zugewiesen.
Welcher Insider erinnert sich nicht an die "Deutschland" mit dem Rufzeichen DBWH, das
so viele Auslandsfahrten in alle Welt machte und ein hervorragender Repräsentant der
deutschen Bundesmarine nach dem 2. Weltkrieg war. Dieses Schiff mit etwa 5.600 tdw
war  von 1963 bis 1990 im Dienst und wurde 1994 in Alang/Indien abgebrochen. Es hatte
eine Besatzung von 175 Mann und konnte zusätzlich 250 Kadetten zur Ausbildung aufnehmen.
Während der Auslandsreisen der Bundesmarine-Einheiten wurde der private Funkverkehr
über die deutschen Küstenfunkstellen der DBP, meistens über Norddeich Radio abgewickelt.
Wie gesagt, ich erhielt die "Deutschland", die 50 Telegramme angekündigt hatte, was durchaus
normal vor einem Feiertag war. Nach Verbindungsaufnahme waren alle Voraussetzungen
für einen reibungslosen Funkverkehr gegeben: Das Schiff war sehr laut und der diensthabende
Funker an der Morsetaste gab hervorragende Zeichen, wie übrigens alle damaligen Funker der
deutschen Marine. Also : " QSG QRV K " (D.h.: "Übermitteln Sie die Telegramme in Reihe.
Ich bin bereit" )
Alles lief hervorragend und ich tippte ein Telegramm nach dem anderen in die Schreibmaschine.
So etwa nach dem 30. Telegramm stellte ich fest, daß dem Kollegen auf der "Deutschland"
merklich der Arm schwerer wurde, die Gebegeschwindigkeit nachließ und auch die Pausen
größer wurden. Zeit also, einmal zu unterbrechen.
Folgender witziger Dialog im Klartext:

DAN:       "Ich würde sagen, Sie haben sich eine Zigarettenpause verdient"
DBWH:    "Danke, aber ich bin Nichtraucher. Aber wenn Sie wollen, können
                 Sie gerne eine rauchen"
DAN:        "Danke,  ich rauche schon die ganze Zeit nebenbei"
DBWH:    "hi"
DAN:        "hi"

Dazu muss ich sagen, daß privater und formloser Funkverkehr bei den Einheiten
der Marine durchaus nicht die Regel war und streng nur die üblichen Abkürzungen
und Q-Gruppen verwendet wurden.
Wir haben dann doch eine Pause gemacht und nach ca. 5 Minuten wurden die
restlichen Telegramme übermittelt.

Ende der Verbindung:
DAN:     "DBWH DE DAN QSL 1-50 TU NIL 73 SU"
DBWH:  "DAN DE DBWH R TU GW 73 SU"

Ja, so war es damals, - eine Zeit, die nicht wieder zurückkehren wird.......